Der Klassiker unter den Lederhosen: die Hirschlederne
Sie sind die Königsklasse unter den Trachtenlederhosen – die Hirschlederne. Darunter fallen alle Leder, die vom Hirsch und Reh, also vom Rotwild stammen. Elchleder zählt ebenfalls dazu. Hirschleder überzeugt mit einem besonders angenehmen Tragegefühl, die Hirschlederne wärmt im Winter und kühlt im Sommer, wirkt also temperaturausgleichend.
Bei AMSEL wird für die Lederhosen-Modelle mit so klangvollen Namen wie Anton, Ferdinand oder Benedikt ausschließlich Hirschleder verarbeitet, das von speziellen Farmen in Neuseeland stammt. “Die Tiere leben dort in sehr großen Gehegen mit natürlichen Wasserläufen und Seen, ausreichend Weidefläche haben”.
Von den Knöpfen bis zur Naht: Bei AMSEL Lederhosen ist alles Natur pur (Bild: Raissa Axmann und Simon Rottler)
Im Sinne der Nachhaltigkeit und des Tierwohls ist es dem Münchner Familienunternehmen des Trios Alexandra und Philipp von Frankenberg sowie Alexandras Bruder Philippos Melachrinos besonders wichtig, dass das komplette Tier verarbeitet wird – vom Fleisch über das Geweih bis hin zum Leder. Die Leder aus Neuseeland entsprechen dabei den strengen Anforderungen der EU-Richtlinien. “Bis auf den speziellen Lederkleber ist bei den Hosen von AMSEL alles Natur: das Leder, alle Knöpfe, das Material der Nähte”, heißt es von Philippos.
Traditionelles Verfahren: die Sämischgerbung des Leders
Echtes Hirschleder wird klassischerweise sämisch gegerbt, ein traditionelles Verfahren, das gänzlich ohne Chemie auskommt und bei dem die Häute mit tierischen Fettsubstanzen, sogenannte Trane, gegerbt werden. Die Trane bestehen aus leicht oxidierenden und stark ungesättigten Fettsäuren. Der Gerbprozess dauert rund drei bis vier Monate. Dabei wechseln sich zwei Phasen mehrmals ab: Zum einen werden die Tierhäute mithilfe von sich drehenden, mit Tran versehenen Walkmühlen (fettgar) gewalkt. Dadurch wird der Wassergehalt aus den Häuten gedrückt und durch Fett ersetzt. Danach erfolgt die Trockenphase, während derer der Tran in die Lederfaser gebunden wird. Zum Schluss muss überschüssiges bzw. unverbrauchtes Fett per Hand mit einem Werkzeug (Schlichtmond) oder durch eine Spülung in einem alkalischen Bad entfernt werden.
Oktoberfest Lederhosen: Warum die Hirschlederne auf der Wiesn die beste Wahl ist
Das Ergebnis: ein weiches, atmungsaktives Leder, dessen Innenseite leicht gelblich aussieht. Dieses Verfahren, eine der ältesten Gerbtechniken, findet auch bei AMSEL Anwendung, worauf das Unternehmen sehr viel Wert legt, denn es sorgt für höchste Qualität – und eine Lederhose, die einen ein Leben lang begleiten kann.
Trachtenmode – Slow Fashion als Gegentrend zum schnelllebigen Modekarussell
Tracht steht mit ihrer Beständigkeit absolut im Kontrast zu “Fast Fashion” – ein Punkt, der dem Nachhaltigkeitsgedanken, den auch Alexandra und Philipp in der Unternehmens-DNA integriert haben, Rechnung trägt. “Wir machen ‘Slow Fashion’”, betont Philippos. “Die Menschen sehnen sich in der schnelllebigen Wegwerfwelt von heute nach ein wenig Beständigkeit und sei es im Kleiderschrank. Rund ein Drittel unserer Kunden sind Stammkunden. Leute mit Traditionsbewusstsein und mit einer gewissen Leidenschaft für aufwendige Verarbeitung und Design.”
Mit der richtigen Pflege hält eine hochwertige Lederhose aus Hirschleder ein Leben lang (Bild: Raissa Axmann und Simon Rottler)
Gerade bei Lederhosen habe sich da ein regelrechter Kult entwickelt, alte, schöne Hosen aufzuarbeiten. Dass eine Lederhose innerhalb der Familie Generationen überdauert und gerne weitergereicht wird, ist demnach gang und gäbe.
Tradition trifft Moderne: Lederhosen für jeden Anlass
Gelegenheiten, um in die Krachlederne zu schlüpfen, gibt es einige: “Unsere Tracht ist sicher ein Hybrid, der sich zu vielen Anlässen tragen lässt – nicht nur einmal, und vor allem nicht nur auf der Wiesn”, so Philipp. Zum Oktoberfest, auf Waldfesten oder Hochzeiten, aber auch im Biergarten oder in der Freizeit wird die Lederne also gerne aus dem Schrank geholt.
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Je nach Anlass wird gegebenenfalls zu verschiedenen Modellen oder Längen gegriffen – grundsätzlich ist die kurze Lederhose oder die Kniebundhose immer eine passende Wahl. Das sieht auch Philipp so: “Die Frage ist doch eher eine regionale als eine anlassbezogene; gerade hier in Bayern und bei unseren Freunden in Tirol und im Salzburger Land geht Tracht eigentlich immer.”
Die Geschichte der Lederhose
Schon vor 5.000 Jahren trugen Menschen Lederhosen – doch die Entstehung des Kleidungsstücks, so wie wir es heute kennen, liegt noch gar nicht so lange zurück. Was vor Tausenden Jahren damit begann, dass man sich Tierhäute um die Beine wickelte, endete erst Ende des 18. Jahrhunderts damit, dass Leder für richtige Hosen verwendet wurden.
Hochzeits-Styleguide: Guidelines für den Bräutigam in Tracht
Die Lederhose wurde allerdings nicht, wie oft geglaubt wird, als Arbeitshose genutzt, sie zählte zum Jägergewand – und das war dem Adel vorbehalten. Leder konnten sich zu dieser Zeit außerdem nur die Wohlhabendsten leisten, Wildlederhosen wie Hirsch, Gams und Reh waren also ein Privileg der gehobenen Kreise. Die einfache Bevölkerung musste sich mit Ziegenleder oder auch Häuten von Schaf oder Schwein behelfen. Zudem wäre eine kurze Lederhose bei nassem Wetter oder raueren Temperaturen ungeeignet für schwere Arbeiten gewesen.
Trachtenvereine zum Erhalt der Lederhose
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das strapazierfähige Material vom Loden verdrängt, die Hosen wurden länger, die kurze Lederhose verschwand nahezu vollständig aus der Mode. Dem Wandel der Mode wollte sich einer allerdings nicht so einfach unterwerfen: Der Lehrer Josef Vogl gründete zusammen mit fünf Stammtischfreunden im August 1883 in Bayrischzell den ersten Trachtenverein zum Erhalt alter Trachten und des Brauchtums.
Glücklicherweise erfreut sich die Tracht seit einigen Jahren immer größer werdender Beliebtheit, unterliegt ebenfalls den wechselnden Modetrends, aber ohne dabei an Tradition und Ursprünglichkeit zu verlieren. “Es ist wahnsinnig schön in einem Landstrich zu leben, in dem sich ursprüngliche Kleidung so lang gehalten und gleichzeitig immer weiterentwickelt und verändert hat”, so Alexandra. “Ich denke, beides, sowohl die modische Tracht, die ja auch wir mit AMSEL machen, als auch die Vereinstracht brauchen sich gegenseitig, um nicht auszusterben. Das spannende ist, in gewissen ‘Leitplanken’ kreativ zu sein und immer wieder Neues zu schaffen ohne das Alte über den Haufen zu werfen.”
Dass gerade die Lederhose viele Fans hat, überrascht nicht: Kaum ein Kleidungsstück ist so robust, langlebig und zugleich vielseitig tragbar, denn eine Hose aus hochwertigem Rauleder, sprich Leder mit einer angerauten Oberfläche, die sich samtig und weich anfühlt, ist strapazierfähig und belastbar.
Der Schnitt: kurz, kniebund oder lang
So individuell wie die Lederhose ist auch der Geschmack des Trägers: Die einen genießen gerne maximale Beinfreiheit, andere mögen es etwas länger. Auch der Anlass spielt eine Rolle, welche Länge die Lederhose hat.
So individuell wie die Lederhose ist auch der Geschmack des Trägers, wenn es um die Länge geht (Bild: Raissa Axmann und Simon Rottler)
Der Allrounder ist ganz klar das kurze Modell, das mindestens bis zum halben Oberschenkel, maximal bis zum Knie reicht. Egal, ob zwangloses Beisammensitzen im Biergarten, beim Waldfest oder auf der Wiesn – das zum Anlass passende Trachtenhemd, Weste, sowie Schuhe und Accessoires wie ein Charivari ergänzen das Outfit entsprechend. Je nach Vorliebe ist die kurze Lederhose mit oder ohne Träger ausgestattet. In vielen Regionen wird also sogar in der Krachledernen vor den Altar geschritten und geheiratet.
Es gibt natürlich auch längere Varianten wie die Kniebundhose, auch Knickerbocker genannt, oder lange Lederhosen, die bis zum Knöchel reichen.
Worauf man beim Kauf einer Lederhose achten muss
Es gibt verschiedene Merkmale, die eine qualitativ hochwertige Lederhose ausmachen. Typisch sind neben der detailreichen Stickerei zum Beispiel auch der Hosenlatz, das Hosentürl, das angeblich auf die sogenannte Schamkapsel (von 1400 bis Mitte des 16. Jahrhunderts ein üblicher Teil der Männerkleidung) zurückgeht. Außerdem findet sich einseitig, meistens rechts, üblicherweise eine Messertasche.
Was ihr bei der Wahl der Lederhose noch beachten solltet:
- Da Leder ein Naturmaterial ist, weitet es sich während des Tragens. Bei der ersten Anprobe sollte die Hose also schön eng und knackig sitzen.
- Die Hose braucht einen Zwickel! Das keilförmige Stückchen Leder ist auf der Rückseite der Hose am Bund eingesetzt und sorgt dafür, dass gegebenenfalls auch die gebrannten Mandeln noch Platz haben – der Zwickel reguliert die Bundweite.
- Die Stickerei: Früher wurden nur Lederhosen für besondere Gelegenheiten üppig bestickt, heutzutage ist dieses Detail auf jeder qualitativ hochwertigen Lederhose zu finden. Dabei unterscheidet man Flachstick und plastische Stickerei; letztere ist reine Handarbeit und ziert auch die Modelle von AMSEL.
- Handgearbeitete Lederhosen erkennt man zudem auch an der Säcklernaht, einem Qualitätsmerkmal. Dabei werden die Lederkanten nach außen sichtbar zusammengenäht, zwischen den zwei Lederteilen liegt ein zusätzliches, helleres Futterleder.
Früher wurden nur Lederhosen für besondere Gelegenheiten üppig bestickt, heutzutage ist dieses Detail auf jeder qualitativ hochwertigen Lederhose zu finden (Bild: Raissa Axmann und Simon Rottler)
Die Lederhose reinigen und pflegen
Dass eine Lederhose im Laufe ihrer Jahre gewaschen wird, kommt eher selten vor. Eine gewisse Patina, sprich Gebrauchsspuren, gilt als charakteristisches Merkmal. Die Lederne darf und soll sogar schön speckig aussehen mit den Jahren. Typische Stellen befinden sich am Gesäß, an den Oberschenkeln und Tascheneingriffen sowie an den Lederkanten.
Gerüche werden bei einer Lederhose einfach ausgelüftet; kleinere Flecken lassen sich mit einem Ledertuch gut abreiben. “Wenn es unbedingt sein muss, kann man die Lederhosen waschen”, sagt Philipp. Aber: Nur mit lauwarmem Wasser und einer neutralen, rückfettenden Seife – dabei darf die Hose nur sanft eingeweicht und keinesfalls gewalkt werden. Anschließend wird das gute Stück liegend an der Luft (nicht in der Sonne!) getrocknet. So bleibt das Lieblingsstück ein Leben lang schön!